Vom Bauernhof zum spirituellen Zentrum |
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Aus "Seinerzeit in Frastanz", von Oskar Wiederin: Die Besitzgeschichte dieses weitläufigen Areals läßt sich ungewöhnlich weit zurückverfolgen. Ursprünglich befand sich das ehemalige Waldgelände gemeinsam mit der restlichen Letzegast-Waldung im Besitz der Gemeinde Nenzing, die die gesamte Waldung 1366 gegen Überlassung des Kirchenzehents der Johanniter-Kommende in Feldkirch übereignete. Nach Auflösung dieses Priorates durch Kaiser Joseph II. gegen Ende des 18. Jahrhunderts zog der Staat den gemeinsamen Besitz an sich. Seine vorübergehende Rechtsnachfolgerin, die königlich bayerische Regierung, verkaufte daraus annähernd zwei Hektar 1807 oder 1809 an den Feldkircher Löwenwirt und Besitzer einer Ölmühle, Johann Zimmermann, der etwa die Hälfte davon kultivierte und den Rest als Wald beließ. Zimmermann ist nicht nur der Erbauer des Letzehofes, er legte auch eine ausgedehnte Obstkultur von mehreren hundert Bäumen an. Nach seinem Tod gelangte der Hof im Wege der Versteigerung 1831 in den Besitz des Textilfabrikanten Christian Getzner, der vor allem am Waldnutzen für seine Türkisch-Rotfärberei in der Felsenau interessiert war. Aber auch die schöne Lage scheint es ihm angetan zu haben, denn 1845 empfing er hier mit Erzherzog Johann sogar ein Mitglied der kaiserlichen Familie, das die Zeit zwischen zwei Fabriksbesichtigungen zu einem ausgedehnten Spaziergang nutzte. Begleitet von seiner Familie und einem Troß von Honoratioren war der Erzherzog zu Fuß von Feldkirch heraufgepilgert und soll hier - welche Ehre - sogar ein Glas Milch zu sich genommen haben. Über seinen Besuch auf der Letze berichtet der Erzherzog in seinem Tagebuch: "Durch die Heiligkreuz Vorstadt gingen wir hinauf auf die Venediger Straße, dann links die Höhe der Letze gewinnend, zu dem Hof des Fabrikanten Getzner. Da herrlich empfangen, so recht nach alter freundlicher Sitte, es wurden Erfrischungen geboten, die Wirtschaft angesehen und dann durch den Wald (schöner Spaziergang) hinab zu der Fabrik an der Bludenzer Straße gegangen, dort eingesessen und nach Frastanz gefahren." |
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1848 starb der Satteinser Bauernsohn und Firmengründer Christian Getzner ohne leibliche Nachkommen. Seinem Neffen und Erben Josef Getzner bot das ländliche Domizil auf der Letze auf die Dauer doch etwas wenig Komfort. So ließ er auf der anderen Straßenseite die heute noch bestehende Villa errichten, die sogar über eine Hauskapelle mit eigener Meßlizenz verfügte. Der Altar aus dieser Privatkapelle ist während des Zweiten Weltkrieges zuerst an die Stella Matutina und von dort über Vermittlung eines Laienbruders an die Kapelle in Motten gelangt, wo er heute noch steht. Außerdem erweiterte Josef Getzner, der mit seiner Familie ständig hier wohnte, den Grundbesitz durch verschiedene Ankäufe beträchtlich. In der Folge verblieb das Anwesen im Besitz der Familie Getzner, die den Hof etwa bis zur Jahrhundertwende auch selbst bewirtschaftete. Danach wurden Hof und Gründe an verschiedene Landwirte verpachtet, die bis 1960 auch hier wohnten. Der Letze- oder Getznerhof, wie er jetzt auch genannt wurde, gelangte 1980 im Erbweg an den Getzner-Enkel Helmut Gaßner, der den Letzehof aus Tibet vertriebenen Mönchen als Heimstätte zur Verfügung stellte. Seither besteht hier eine buddhistische Mönchsgemeinschaft, die Seminare zur intensiven Schulung des Geistes durchführt und das religiöse Leben unserer Pfarrgemeinde um eine ungewöhnliche Facette bereichert. |